Soziale Utopien
und Weltraumexploration

Engagierte Studien
zum gesellschaftlichen Wandel

Forschungsfeld

Soziale Utopien als Gegenstand öffentlicher Soziologie

Wie wäre es, in einer idealen Welt zu leben? Dies ist die Ausgangsfrage in meinem aktuellen Forschungsfeld über die Geschichte, Wirkung und Zukunft sozialer Utopien. Gerade die aktuelle Corona-Krise zeigt, dass es keine „perfekte Gesellchaft“ gibt. Gleichwohl träumten Menschen schon immer von einem Neuanfang („Reset“) und einer besseren, v.a. gerechteren Welt. Ein Begriff dafür ist Utopie.

Ausgehend von den Utopien der Lebensreformbewegung im 19. Jahrhundert über die Planungsutopien von Modell- und Idealstädten im 20. Jahrhundert bis zu den Utopien im Kontext von New Space (Weltraumexploration und multiplanetarische Kolonialisierung) untersuche ich daher in diesem neuen Forschungsfeld die Planung derartiger utopischer Projekte, deren Ablauf und die (vielfach ähnlichen) Gründe für deren Scheitern. Zentral dabei ist allerdings, dass aus dem Scheitern sozialer Utopien potenziell kollektive Lerneffekte resultieren, die nutzbar gemacht werden können.

Das Thema passt hervorragend in den Kontext öffentlicher Soziologie, weil es bei Utopien immer um die Hervorbringung eines „utopischen Moments“ durch Engagement und Beteiligung geht.

Soziologie der Weltraumexploration

Aufgrund meines Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik (u.a. bei Jesco von Puttkamer, einem wichtigen Mitarbeiter von Wernher von Braun) ergibt sich aus der Beschäftigung mit historischen sozialen Utopien auch eine soziologische Perspektive auf die aktuellen Entwicklung im Bereich der (bemannten) Weltraumfahrt, der Weltraumforschung sowie den zeitgenössischen Plänen zur Weltraumexploration.

Eine Soziologie der Weltraumexploration beinhaltet die soziologische Analyse der „menschlichen Komponente“ kontrollierter Isolations- und Simulationsprojekte (BIOS, Concordia, HI-SEAS, Biosphere 2). Vor diesem Hintergrund bringe ich Wissen über Reallabore und Realexperimente in die Debatte ein. Wer Kolonien auf dem Mars errichten will, muss m.E. wissen, wie Gesellschaft als Labor mit offenen Rändern funktioniert.

Der mundane Overview-Effekt

Gerade die Coronakrise 2020 zeigt, welche Bedeutung ein „Overview-Effekt“ für die Menschheit haben kann. Unter diesem Effekt wird eine kognitive Verschiebung des zentralen Orientierungsrahmens für Normalität verstanden. Wenngleich es bislang hauptsächlich Studien zum „Overview-Effekt“ von Astronauten gibt (die die Erde aus einer exklusiven Position heraus „von außen“ betrachten konnten) finden sich zahlreiche Beispiele für mundane (alltägliche) Perspektiv- und Grenzerweiterungen. Die Zukunft des Planeten wird auch davon abhängen, ob die Menschheit eine solche Haltung der Ganzheitlichkeit einnehmen und dabei vom Wissen zum Handeln gelangen kann.

Forschungsprojekte

2018-2021

Weltenfresser: Die Odyssee der Menschheit zwischen Idealstädten und Weltraumkolonialisierung

Seit 2018 reise ich um die Welt, um (gescheiterte) utopische Projekte zu besuchen und vor Ort zu studieren. Diese Ethnografie und Soziologie im Außendienst ist Teil meiner Forschungsprofessur „Transformative und öffentliche Wissenschaft“ an der HFU.

Die Studien beziehen sich auf historische Company-Towns wie Saltaire (Yorkshire, UK) oder Fordlandia (Amazonas) sowie Planstädte im Kontext des New Urbanism (Levittown, USA), Showcase-Towns (Celebration, USA), spirtuelle Sonderwelten wie Monte Verità (Ascona, Lago Maggiore) oder Auroville (Indien). Hinzu kommen – als Kontrast und Aktualisierung – Orte der Weltraumexploration im Kontext von New Space (z.B. SpacePort America, USA).

Zum Thema „Utopien“ und „Utopisches Kapital“ halte ich unter dem Titel „Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft“ öffentliche Vorträge, um die historischen Projekte in einen zeitgenössischen Kontext einzuordnen.

2021 erscheint mein Buch zum Thema bei Ullstein (Berlin).
Essay zum Thema