Armutsökonomie

Engagierte Studien
zum gesellschaftlichen Wandel

Forschungsfeld

Tafelforschung als Gesellschaftskritik

Der Einstieg in dieses Forschungsfeld war 2008 meine Sozialreportage „Fast ganz unten“ (Westfälisches Dampfboot: Münster), die das „Ende der Sprachlosigkeit“ über sog. „Tafeln“ bedeutete und eine breite öffentliche Debatte auslöste. Zeitgleich gründete ich ein Dialogforum für Armutsbetroffene im Netz. Seitdem begleite ich die Entwicklung der Tafeln in Deutschland und der Foodbanks in England. Im Kern ist meine Forschung zu Tafeln Gesellschaftskritik, die sich immer wieder an der Frage abarbeitet, warum wir in einer sozial erschöpften Gesellschaft leben, die „Tafeln“ überhaupt erst möglich macht und dem „Monster des Bodenlosen“ nichts anderes entgegenzusetzen weiß, als ein vormodernes Almosensystem.

Von der Tafelforschung zur Armutsökonomie

Durch einen Forschungsaufenthalt in Cambridge (UK) und eine Gastdozentur an der Universität Salzburg verschob sich mein Forschungsinteresse. Im Mittelpunkt stand fortan das Thema Armutsökonomie – und damit die Frage, wie mit Armut Profit gemacht werden kann. Aktuelle Beispiele für eine Armutsökonomie ist die „Flüchtlingsindustrie“ in Deutschland und Europa. Neben diesen direkten Formen des Profits untersuche ich vor allem solche, bei denen indirekt – z.B. auf der Basis eines moralisch eingefärbten Reputationsmanagements – Profit mit Armut gemacht wird. 

Forschungsprojekte

2011-2014

Tafel-Monitor

Transformation der Lebensmitteltafeln und ähnlicher existenzunterstützender Angebote im institutionellen Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage

Gegenstand dieses Forschungsprojekts war die empirische Evaluation von Nutzer- und Helferperspektiven sowie die Analyse des gesellschaftlichen Stellenwerts des Tafelsystems. Dazu wurden bundesweit qualitative Interviews durchgeführt. Ziel des Projekts war es, einen fundierten Beitrag zur Transformation der Tafeln zu leisten. Dazu diente das Teilprojekt „Tafel-Dialog“, das sowohl Fachtagungen als auch Vorträge und breitenwirksame Publikationen umfasste. Eines der Ergebnisse des Projekts war das Buch „Schamland. Die Armut mitten unter uns“ (ECON, 2013).

Die Ergebnisse der Fachtagungen und des Forschungsprojekts wurden medial aufbereitet sowie in zahlreichen wissenschaftlichen Sammelbänden und Zeitschriften publiziert.

Träger: MWK Baden-Württemberg

2010-2011

Caritas-Studie Nordrhein-Westfalen

Existenzunterstützende Angebote in Trägerschaft von gemeindlichen und verbandlichen Anbietern in NRW

Bei diesem Projekt handelte es sich um die erste systematische Studie zu Tafeln und ähnlichen existenzunterstützenden Einrichtungen wie Kleiderkammern und Suppenküchen in Deutschland. Sie wurde gemeinsam von den fünf Diözesan-Caritasverbänden Aachen, Essen, Köln, Paderborn und Münster bei der Forschungsgruppe „Tafeln“ in Auftrag gegeben. Ziele des Forschungsprojekts waren die Evaluation tatsächlicher Hilfebedarfe und eine Abschätzung von Alternativen. Insgesamt wurden dabei rund 850 haupt- und ehrenamtliche Helfer mittels eines standardisierten Fragebogens sowie rund 40 Nutzer existenzunterstützender Einrichtungen (v.a. „Tafeln“) qualitativ anhand eines Leitfadens befragt. Die Ergebnisse des Projekts lösten eine breite öffentliche Diskussion aus

Träger: Caritas Nordrhein-Westfalen